Herzsprung
Roman.
Haymon Verlag, 1995. Diogenes Taschenbuch, 2000
Ich traf
Jonny nachmittags auf einer Straße im Prenzlauer Berg. Hätte er mich
nicht angesprochen, ich wär an ihm vorbeigelaufen.
»Und?« sagte Jonny, »hast
was Unaufschiebbaren zu tun?«
»Weder noch«, sagte ich.
»Willst
mitkommen? Ich muß noch einen Verstärker organisieren. Zu Fuß ist das
ein bißchen viel. Ich geb dir einen aus, wenn du mir tragen hilfst.«
»Konzert?«
»Kneipenauftritt«, sagte
Jonny. »Handgeld.«
Das zweitälteste Gewerbe der Welt: Schmuggel.
Egal, ob auf einem verschneiten Alpenübergang oder in einem Berlin, das
für Vietnamesen kein gutes Pflaster mehr ist
Sein
Freund Totò von der italienischen Grenzpolizei hatte ihn ja gewarnt.
Aber Tschonnie Tschenett steckt tief in einer Sinnkrise und ist bereit,
den nächstbesten LKW-Auftrag anzunehmen, Hauptsache, er bringt ihn weit
weg. Das erreicht er auf Anhieb. Denn gleich beim ersten Job hat er die
Bullen am Hals und muß über die grüne Grenze. Für eine dubiose
Schweizer Firma übernimmt Tschenett Fahrten nach Berlin und nach
Herzsprung bei Wittstock. Dort trifft er einen alten Kumpel wieder, der
für dieselbe Firma arbeitet und Tschenett mit leicht zu verdienendem
Geld lockt.
Wie schmutzig der Job in Wirklichkeit ist, begreift der
Amateurdetektiv erst, als er im Fernsehen das Bild eines toten
Vietnamesen sieht. Mit dem er vor kurzem noch Geschäfte gemacht hat.
Ein sozialkritischer Thriller und atemberaubender ›road-movie‹.
Presse:
»Der Roman geht mit seiner Episodenstruktur kühn neue Krimi-Wege.« (Frankfurter Rundschau)
»Herzsprung
ist ein Roman, der schon kurz nach seinem
Erscheinen von der Realität eingeholt wurde. Ein trauriger Beweis für
das brillante Gespür Lanthalers, realistische und spannende Stoffe für
seine Romane zu finden. ... ein fesselndes Lesevergnügen der besonderen
Art.« (Deutsche Welle)
»Brillant
erzählt, mit der Schilderung allerkleinster Details und der
dazugehörigen Sprache, wird auch dieser Roman Lanthalers zum wahren
Lesevergnügen.« (Neue
Vorarlberger Tageszeitung)
»Ein Geheimtip.«
(Deutschlandradio, Köln)
»Mit Witz erzählt und gründlich recherchiert.« (Neues Deutschland)