kurt lanthaler
fanes.textverarbeitende manufactur





Bücher
    Das Delta
    : himmel & hoell
    Napule
    Weisswein und Aspirin
    Offene Rechnungen
    Azzurro
    Heisse Hunde
    Herzsprung
    Grobes Foul

    Der Tote im Fels
    Diversa


Theater, Oper
Hörspiel, Film
Übersetzungen
Goldfishs Reisen ...

Annotate

italiano
ladin
ελληνικ
ά
dansk
english

Installationen
Bilder

Varia
/ BioBibliographie
Termine




mail
Stand 09.04.2009



Heisse Hunde

Hirnrissige Geschichten und ein Stück Karibik
Haymon Verlag, 1997





ARBEITSBUCH ZUM FALL DES WEISSEN UNO

 
0508. "Die Revolte gegen die Kontrolle führt in die Abhängigkeit." Ist häufiger vorgekommen, in letzter Zeit, auffällig: daß passende Zitate wie von selbst vors Auto laufen. Das ist aber auch alles. Zitate.

0608. Selbst: nichts mehr geschrieben. Halleluja. Seit Wochen. Oder, um ehrlich zu sein, und warum nicht jetzt damit beginnen: seit Monaten. Keine Zeile. Und Burroughs ist gestorben. Vor ein paar Tagen. Halleluja. 100 Jahre Aspirin und 35 Marilyn.

0908. Mein Ex-Verleger benimmt sich, als wär er mein Ex-Mann.

1108. Miete ist seit zwei Monaten fällig, schreibt man mir. Als ob ich das nichts selbst wüßte. Pfändungsklage: War für mich früher einmal ein guter Grund, um eine halbwegs akzeptable Kurzgeschichte zu schreiben und zu Geld zu machen. Heute reicht der Kuckuck noch nicht einmal für fünf miese Zeilen. Nebenan ist eine neue Mieterin eingezogen. Zwei Koffer. Sonst nichts. Blond.

1208. Er glaubt es mir immer noch nicht: daß ich nichts in der Schublade habe. Auf Diskette schon gar nicht. Kein Romanmanuskript, keine Erzählung, nicht einmal ein Gedicht. Und weil er es mir nicht glaubt, verdächtigt er den Verlag in der Hauptstadt. Sie haben dich gekauft, gibs zu, sagt er. Nein, sag ich, weil ich nichts zu verkaufen habe. Liebster, sagt er, mein Ex-Verleger, der sich noch immer für meinen Verleger hält, du bist vielleicht nicht die literarische Jahrhundertserscheinung, für die du dich hältst, aber kostendeckend waren deine Bücher bisher immer noch. Das ist viel, in Zeiten wie diesen. Und deshalb möchte ich dich nicht verlieren. Ist angekommen, sag ich. Wenn ich mal wieder etwas hab, so in zweihundert Jahren ungefähr... Verlaß mich nicht, sagt er. Verlaß dich nicht drauf, sag ich. Zwei Stunden später bringt ein Bote eine Kiste Wein. Sechs rote Chilenen. Wird mein Vermieter nicht in Zahlung nehmen, nehm ich an. Und nachdem die erste Flasche leer ist, weiß ich, daß auch aus den restlichen fünf kein Text entstehen wird. Und es liegt nicht am Wein.

1308. Flasche Schnaps geklaut. Der Rücken tut weh. Vielleicht helfen Einreibungen.

1608. Einreibungen haben nicht geholfen. Schnaps auch nicht. Rücken tut trotzdem nicht mehr weh.

1708. Finanzamt will Geld sehen. Ich auch. Können uns nicht einigen.

1808. Besuch im Finanzamt. Drohe damit, am längeren Hebel zu sitzen. Meine Bücher wird man noch lesen, wenn meine Steuerbescheide längst schon zu Staub verfallen sind. Die Dame vom Finanzamt (Fisceuse?) sagt: dies ist keine Voraussetzung im Sinne Paragraph 222 Abgabenordnung. Kann sein, sag ich. Man wird so vernünftig, im Laufe der Zeit. Und älter.

1908. Nachbarin trinkt viel Milch: heute drei Liter gezählt. vorgestern zwei. Das Blond scheint Kunst zu sein. Hat gelächelt. Hab zurückgelächelt.

2208. Sie mag meine Couch und liebt den chilenischen Roten: Eva Mikula, Rumänin. Weil nur eine halbe Flasche die letzten Tage überlebt hatte, habe ich meinen Verleger angerufen. Er läßt mir innerhalb einer Stunde eine zweite Kiste zukommen. Dafür mußte ich ihm 70 Seiten versprechen, lieferbar in drei Wochen. Daraus laß ich den Grafiker 120 Seiten machen, sagt mein Verleger, Edeldruck, genau richtig für dein Publikum. Er muß es gerochen haben: ich bin in einer Situation, in der ich zu allem Ja sagen würde. Eva kann zugreifend sein.

2308. Nichts Neues. Eva trinkt immer noch keine Milch. Ich auch nicht.

2508. Neue Kiste angefordert. Verleger möchte vorher zwei Seiten Konzept sehen. Kommt per Fax, sage ich. Eine Stunde später kommen zwei Flaschen (Rowan Brook. Cabernet Sauvignon. Canepa. Maipu, Chile) vorbei. Und ich überlege immer noch, was man in ein Konzept schreibt, wenn man keines hat. Um zu überlegen, lege ich mich in die Badewanne, noch haben sie Strom und Wasser nicht abgezwackt. Eva spielt mit dem Schaum und dem, was darunter schwimmt, und als ich mich frage, wer den nächsten Chilenen aus der Küche holen wird, meldet sie sich freiwillig. Dann liege ich allein in der Badewanne und rätsle, mit welchem meiner frühen Romane ich mir das verdient habe. Als das Telefon klingelt, ruft Eva: Ich mach schon.

2608. Eva ist hinter mein kleines Geheimnis gekommen. Mein Verleger war, als er gestern ihre Stimme hörte, sehr entsetzt: akuter Anfall kombinatorischer Intelligenz. Er hat Eva klargemacht, wem die chilenischen Wohltaten zu verdanken sind, und was er sich dafür erwartet. Und wann. Und daß er kein Verständnis für Badewannenparties hat, solange ihm kein Konzept für ein neues Buch vorliegt. Eva sagte: ja, Chef, ja, dann stand sie im Badezimmer, Schaum auf den Oberschenkeln. Und mit fordernden Brüsten.

2708. Kater. Früher war man jünger. Wieso, weiß ich nicht.

2808. Mein Ex-Verleger ruft an, Eva klopft an die Tür. Ich tu den beiden nicht den Gefallen, zu sterben. Obwohl ich mich verdammt danach fühle. Sie wollen nur an meinen Nachlaß ran. Als ob da einer wäre.

2908. Entsinne mich meines Jugendfreundes: hatte mich, in Zeiten, wo diese von unsereinem mit Gold aufgewogen wurden, als Ingenieur einer Fertighausfirma mit Sperrplatten versorgt. Laubsägearbeiten, das Reh, capucetto rosso, ein Drache. Der fliegende Seebert.

3008. Ich war mit Sperrplatten so überversorgt, daß daraus ein schwunghafter Handel entstand. Damals, das einzige Mal in meinem Leben, war ich reich. Wo der Reichtum geblieben ist, weiß ich nicht.
Heute liege ich im Bett und sehe Klosterfrauen um ein Nachttischlämpchen tanzen, das gar nicht da ist. Dann wache ich auf, und mir fällt ein, daß mir die Klosterfrauen erzählt wurden. Unsereinem bleiben sowieso nur die räudigen weißen Mäuse.

0109. Stille. Ich sitze in meiner Küche und schaue aus dem Fenster. In einem früheren Leben wünschte ich mir, einmal in einer Rezension lesen zu können: der Autor ist ein Verrückter; er weiß, was er tut.
Ich habe beschlossen, nicht mehr zu schreiben. Eva klopft. Verleger ruft nicht an. Ich sitze in meiner Küche und schaue aus dem Fenster. Stille.

0209. Werde wach, weil sich an der Wohnungstür etwas tut. Zwangsräumung? Ein großer Briefumschlag, durchgeschoben. Vielleicht ist eine Geschichte drin, steht auf dem Umschlag. Sonst nichts. Ich schaue hinein: Zeitungsartikel. Lege mich wieder ins Bett.

0309. Hunger, nach sechzehn Stunden Schlaf. Kurz nach Mitternacht. Genehmige mir ein Kebab beim Türken ums Eck. Blättere in den Zeitungsartikeln. Und fange an zu lesen.
"Den drei Brüdern Savi, zwei Polizisten und ein LKW-Fahrer, und drei weiteren Polizisten (siehe Kasten) wird vorgeworfen, gemeinsam und in wechselnder Besetzung an die zwanzig Menschen umgebracht und knappe hundert verletzt zu haben. Das ist mehr, als "RAF" oder "Brigate Rosse" je auf ihrem Konto hatten."

Schiebe das Kebab zur Seite und bestelle mir einen Raki. Vielleicht wird es ja noch. Ich weiß nicht, ob ich will. Neue Überschrift.

"Die handelnden Personen. Eine vorläufige Liste."

Da meint es jemand gut mit mir. Ich lese weiter.

"Roberto Savi, genannt "il monaco", "il corto". Chef der Gruppe, teilgeständig. Saß in der Einsatzzentrale der Bologneser Quästur. Leitender Polizeibeamter. In seiner Personalakte finden sich diverse Hinweise auf Mißhandlungen von Verhafteten. Regelmäßige, tägliche Schießübungen.

Alberto Savi, der kleine Bruder. Auch er Polizist in Bologna. Genannt "Luca", "il buono". Teilgeständig. Verheiratet, ein Kind. Hat, nachdem die Brüder Alberto und Fabio bereits verhaftet waren, betrübt um Versetzung angesucht.

Fabio Savi, genannt "il lungo". LKW-Fahrer, teilgeständig, geschieden. Seine Ex-Frau hat ihrem neuen Partner, einem Polizisten, von den ihr bekannten Fällen erzählt. Er hat sie ausgelacht. Seit drei Jahren ist Fabio Savi mit Eva Mikula liiert. Die Rumänin ist die Kronzeugin der zur Zeit laufenden Untersuchung."

Ich schaue auf das Datum: der Zeitungsausschnitt ist eineinhalb Jahre alt. Und die Kronzeugin meine Nachbarin.

"Pietro Gugliotta, Polizeibeamter. Hat seine Beteiligung an einigen Überfällen gestanden.

Mario Occhiopinti. Vizechef der Drogenkommission der Bologneser Polizei, beliebter Gewerkschaftler. Hat, als es zur Verhaftung kommen sollte, seine Frau und seine zwei Kinder "als Geiseln" genommen.

Luca Valicelli, agente scelto, arbeitete an der Polizeischule. Hat seine Beteiligung an einigen Überfällen bereits gestanden."

Das könnte, denke ich, deine neue Geschichte sein. Hat alles, was notwendig und gefragt ist. Mord und Totschlag, law and order. Und Eva.

0409. Waren die Augen wieder größer als der Magen. Und der Kühlschrank kleiner als der Hunger.

Kartoffeln mit Butter, Pfeffer und Salz. Formidable. Jetzt gibt es keine Ausrede mehr. Mach dich an die Zeitungsausschnitte, Sklave. Ich notiere.

"Chronologie des laufenden Wahnsinns.

3. April 1987, Cesena. Auf einem Teilstück der A14 wird ein Polizist erschossen, ein weiterer verletzt. Eva Edit Mikula, die 19jährige Freundin des LKw-Fahrers Fabio Savi beschuldigt diesen und seine zwei bei der Polizei arbeitenden Brüder als Täter.

20. Juni 1987, Pesaro. Überfall auf eine Mautstelle der A13, einige hunderttausend Lire Beute. Roberto Savi hat die Tat gestanden. Es folgen weitere Überfälle auf Mautstellen.

19. Februar 1988, Casalecchio sul Reno. Nachdem es bereits zu einer Reihe von gewalttätigen Überfällen auf die "roten" COOP-Supermärkte der Emilia-Romagna gekommen ist, wird bei einem weiter Überfall zwar kein Geld erbeutet, am Tatort bleiben allerdings ein Toter und drei Verletzte zurück. Tatmerkmale: drei Männer, ein weißer Uno, ein Gewehr Beretta AR70 und ein Revolver 357er Magnum als Waffe. Die Täter schießen auch auf umstehende Häuser.

20. April 1988, Castelmaggiore. Überfall auf einen COOP-Supermarket, zwei Carabinieri werden niedergeschossen. Die Täter benützen einen weißen Uno, nach ihrer Verhaftung findet sich im privaten Waffenlager der Polizisten die zur Tat gehörige Waffe, eine 357er Magnum.

26. Juni 1989, Corticella bei Bologna. Überfall auf einen COOP-Supermarket. Weißer Uno, Tatwaffe eine AR70, ein Pensionist wird erschossen, vier Wachleute verletzt.

18. Oktober 1989, Casalecchio bei Bologna. Eine 59jährige Frau wird von zwei Männern mit vorgehaltener Pistole gezwungen, ihnen ihr Auto zu überlassen. Sie wehrt sich nicht. Trotzdem wird aus nächster Entfernung auf sie geschossen. Ebenso auf einen dazukommenden Pensionisten. Beide bleiben unverletzt. Das Auto wird später einige hundert Meter weit entfernt verlassen aufgefunden.

15. Januar 1990, Bologna. Überfall auf ein Postamt. Die Täter werfen eine Bombe (fünfundvierzig Verletzte) und flüchten (weißer Uno), ohne eine Lire erbeutet zu haben.

6. Oktober 1990, Bologna. Versuchter Handtaschenraub. Ein Augenzeuge, der sich das Kennzeichen des weißen Uno notiert, wird auf offener Straße mit der schon bekannten 357er Magnum hingerichtet."

0509. Es reicht erst mal. Allein gelassen wie ich bin. Mein Ex-Verleger schweigt. Die Chilenen besuchen mich auch nicht mehr. Von Eva vermute ich inzwischen, daß es sie gar nie gegeben hat.

Und ich verzweifle an den Bullen: das Preis-Leistungs-Verhältnis, der Pro-Kopf-Ertrag, den sie abliefern, ist jenseits von Gut und Böse. Ich merke, wie ich wieder in Verschwörungstheorien verfalle. Zum Beispiel, was das Solanin in Kartoffeln betrifft. Hochgiftiges Alkaloid. Wenn das keine Möglichkeit ist. Ich fühle mich schlagartig etwas unwohl und sichere (Beweisstück Nummer zwei der Anklage, Euer Ehren) die Reste.

0609. Konnte mich im allerletzten Augenblick davon abhalten, Kartoffelvergiftung mit Kartoffelschnaps zu bekämpfen. Immerhin: Frühstück ist Frühstück. Egal, um welche Uhrzeit.

In dieser Nacht sind die Savis durch mein Zimmer gelaufen. Dann haben sie einen schwarzblau rauchenden rosa Fiat Uno durchs Bild geschoben. Wollte helfen, als ich aufwachte.

Schäme mich jetzt dafür: einem Bullen helfen! Naja. Und dann beschließe ich, zu arbeiten. Vielleicht hilft das. Ich lese weiter.

10. Dezember 1990, Bologna. Überfall auf ein Nomadenlager. Aus einem weißen Uno wird mit einer Pistole und einem Gewehr (AR70) auf die Wohnwägen geschossen. Neun Verletzte.

19. Dezember 1990, Rimini. Auf die Bar "Blue line", von der bekannt ist, daß sie von extracommunitari, Einwanderern, besucht wird, wird geschossen. Ein Tunesier stirbt, sieben weitere Kunden werden verletzt. Die Zeugin Mikula berichtet, daß die Brüder Savi sich gebrüstet haben, wie "wir die fertig gemacht haben".

23. Dezember 1990, Bologna. Aus einem weißen Uno wird auf ein Zigeunerlager geschossen. Tatwaffen: ein AR70 und ein 357er Magnum. Zwei tote Nomaden, zwei Verletzte, darunter ein sechsjähriges Mädchen.

27. Dezember 1990, Castelmaggiore. Überfall auf eine Tankstelle (maximal mögliche Ausbeute: ein paar Millionen Lire), ein Kunde wird erschossen, der Betreiber verletzt (357er Magnum). Die Täter flüchten in einem weißen Uno, nehmen einen Augenzeugen mit, der später tot am Straßenrand aufgefunden wird. Ihm ist mit einer Beretta 98 special durch den Mund ins Hirn geschossen worden.

4. Januar 1991, Bologna. Drei Carabinieri werden erschossen. Laut Aussage der Zeugin Mikula, weil kurz vorher ein Überfall auf ein Nomadenlager mißlungen ist. Tathergang, -Auto und -Waffen (ein AR70, das im November '94 bei den Brüdern Savi gefunden wird und eine 357er Magnum) stimmen mit den anderen Fällen überein. Zur Zeit läuft ein Mordprozeß gegen zwei Jugendliche und einen Vorbestraften, die die Tat allerdings immer bestritten hatten.

15. Jänner 1991, Pianoro. Mordversuch mit einer 357er Magnum an einem Carabiniere.

20. April 1991, Bologna. Ein Tankstellenpächter wird erschossen. Verwendet wird wieder ein AR70 und die 357er Magnum.

2. Mai 1991, Bologna. Im Waffengeschäft Ansaloni werden zwei Leichen gefunden. Es ist das einzige Geschäft in Bologna, in dem man unkompliziert Munition zu schweren Waffen wie die AR70 bekommt. Tatwaffen: zwei Beretta 98 special, beide wurden inzwischen bei den Brüdern Savi gefunden.

29. Mai 1991, Rimini. Drei Carabinieri werden angeschossen und verletzt.

19. Juni 1991, Cesena. Bei einem Überfall wird ein Tankstellenpächter mit einer Beretta 98 special erschossen.

5. Juli 1991, Riccione. Mit Dynamit wird versucht, sich Zugang zu einem Postamt zu verschaffen. Es mißlingt. Zehn Tage später wird dem Direktor des Postamtes und seinem Sohn, während sie nach Feierabend das Postamt verlassen, in die Beine geschossen.

15. Juli 1991, Cesena. Überfall auf ein Postamt. Zwei Verletzte, Tatwaffe Beretta.

9. August 1991, Rimini. Überfall auf ein Postamt,  eine Bombenexplosion verletzt einen Kunden.

18. August 1991, Rimini. Aus einem weißen Uno wird mit einer Beretta 98 special auf ein Auto geschossen, in dem drei Farbige sitzen. Zwei Senegalesen werden getötet, einer verletzt. Die Täter schießen noch auf ein Auto mit Jugendlichen, die Zeugen der Szene wurden, und flüchten dann.

28. August 1991, Pesaro. Raubüberfall, in dessen Verlauf zwei Polizeibeamte verletzt werden, Tatwaffen die zwei Berettas.

10. August 1992, Cesena. Überfall auf den Credito Romagnolo, ein Verletzter.

24. Februar 1992, Bologna. Banküberfall, ein Toter. Tatwaffe: Beretta 98 special.

3. März 1994, Bologna. Überfall auf die Banca di Imola, ein Angestellter wird verletzt.

25. Mai 1994, Pesaro. Überfall auf die Cassa di Risparmio. Der Direktor wird ermordet. Tatwaffe Beretta 98 special.

6. September 1994, Bologna. Überfall auf den Banco Adriatico.

21. Oktober 1994, Bologna. Überfall auf die Banca dell'Agricoltura. Zwei Verletzte."

Eva ist noch wach. Als sie die Zeitungsartikel in meiner Hand sieht, lächelt sie. Wirst du eine Geschichte schreiben?, sagt sie. Erzähl mir mehr, sage ich, und ich schreibe deine Geschichte. Ist es das, was du von mir willst?, sagt Eva. Ich antworte nicht.

0709. Sechzehn Stunden Band aufgenommen, Notizen, Seiten über Seiten, und ein Buch im Kopf. Eva liegt auf der Couch und schläft. Manchmal weint sie im Schlaf.
Schicke meinem Verleger ein Fax: Habe eine Geschichte für dich. Dreiundzwanzig Leichen, hundert Verletzte, fünf Polizisten, ein LKW-Fahrer. Und ein Rumänin. 160 Seiten, lieferbar in drei Monaten. Wie wärs mit entsprechendem Akkonto?

Das Zitat vom 0508 wiedergefunden. Lautet vollständig: "Die Revolte gegen die Kontrolle führt in die Abhängigkeit. So wie die Geste der biografischen Revolte in die Abhängigkeit von der Droge führt, die Geste gegen die politische Kontrolle in die Abhängigkeit von Konstruktionen paranoider Systeme, so führt auch die Revolte des Textes gegen seine Kontrolle (durch den Autor als letzte Instanz gesellschaftlicher Macht) in die Abhängigkeit, und zwar in die Abhängigkeit von der Sprache selbst."

0909. Habe einiges zu tun.




Alle hier veröffentlichten Texte unterliegen dem Urheberrecht.
Sie stehen den Nutzern allein zu persönlichen Zwecken zur Verfügung.
Jede darüberhinausgehende Verwertung bedarf der vorherigen Zustimmung des Autors.
Alle hier nicht ausdrücklich eingeräumten Rechte bleiben vorbehalten.
© Copyright der Texte: Haymon Verlag, Diogenes Verlag und Kurt Lanthaler
Gewerblicher Gebrauch nur nach Anfrage beim Autor und Genehmigung des Verlages.

 

cover


















Textprobe