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Stand 04.12.2011



Das Delta

Roman. Haymon Verlag 2007



Also beginne ich, Worte zu sammeln, eins nach dem andern, immer wenn ich an einem vorbeikomme. Ich warte auf sie. Was manchmal Tage dauern kann. Auf dem Fluß, wenn von einem der kreuzenden Lastkähne herübergerufen wird. Von den fluchenden Tagelöhnern beim Löschen der chiatta. Am Fluß, wenn ich von Bombolo auf die terra ferma, diesem seltsamen Land hinterm Deich, geschickt werde.


Die Geschichte der Geschichten eines gewissen Fedele Conte Mamai, als Säugling im Schwemmland des Po aufgefunden, an Bord einer chiatta auf dem Großen Fluß herangewachsen.

Die Geschichten der Geschichte von Aal und Fluten, von der Erfindung eines Schweinsblasenrezeptes, der vecia col pist und dem lavoriero, der Frau am Kanal und dem Schwein auf dem Eis; von Maierlengo, dem Dorf hinter dem Deich, und vom namenlosen Dorf hinter der Staumauer am Berg; von den großen Vorhaben der Ingenieure und den noch größeren der Natur.

Die Geschichte der Geschichten vom Essen und vom Weiterziehen, von den Sprachen und den Sprichwörtern.

Vom Delta und vom Δ.



Rezensionen




Der treue Graf Niemals.
Kurt Lanthalers charmanter Italo-Roman "Das Delta"

Das Po-Delta ist ein bizarres Stück Landschaft. Da gibt es Menschen wie den immer trunkenen "Bombolino", die ausschließlich auf dem Wasser leben. Argwöhnisch schauen sie zu den Uferbewohnern, die in der finsteren Osteria einen über den Durst trinken. Regelmäßig wird das Delta von Überschwemmungen heimgesucht, bis eine große Flut alles fortreißt und das karge Schwemmland um seine letzten Bewohner bringt.
Zwischen Geschrei, Fluss und Aal wächst der kleine Fedele Conte Mamai heran. Nicht nur das Sprechen muss er sich selbst beibringen, auch sonst ist er seinem Schicksal überlassen. Um all der Tristesse zu entfliehen, muss ein Künstlername her: Er ernennt sich zum Grafen, als ihn ein weltenbummelnder Feuerschlucker fragt: "Allora, was ist, willst du mitkommen?" Die Antwort: "Nie im Leben nicht, mit dir." Con-te? Ma-mai. (...)
Die Kindheit im rauen Flussdelta hat aus Fedele Conte Mamai einen Überlebenskünstler gemacht, der nun flussauf- und flussabwärts durch die Lande zieht. Hauptsache fort vom Delta und seinem trostlosen Dorf Maierlengo. Mal verdingt er sich auf dem Jahrmarkt, als Statist beim Film, mal als Grenzschmuggler. Gelegenheiten gibt es viele, mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Doch schafft er es sogar zum Ingegnere. Und hat eine ausgeprägte Vorliebe: Essen. Ohne einen Koffer bottarga, baccalà, babà und bresaola tritt Fedele keine Reise an. (...)
Kurt Lanthaler ist mit "Das Delta" ein Meisterstück der pikaresken Erzählkunst gelungen.«

(Judith Eckstein, 3sat / denkmal)



»Ein Hoch auf den Genuss!

Es ist eine außergewöhnliche Geschichte, die der in Berlin und Zürich lebende Südtiroler Kurt Lanthaler in seinem neuen Roman erzählt. Es ist eine außergewöhnliche Figur, die darin ihre Geschichte vor dem Leser ausbreitet. Dieser Fedele Conte Mamai, ein Findelkind, spiegelt in seinem ergreifenden Erinnerungsmonolog, den Lanthaler in ein geschmeidiges, von Melodie getragenes, dem Umgangssprachlichen präzis abgelauschtes Idiom überträgt, sechzig Jahre Geschichte. Sechzig Jahre des Lebens im Delta des italienischen Flusses Po, ausgesetzt den Naturkatastrophen, den Überschwemmungen, kämpfend mit den sozialen Katastrophen wie Armut, despotische Behördenwillkür.
(...)
Dies alles ist nicht nur hinreißend in vielen scharf umrissenen Szenen erzählt. Das Buch ist auch deshalb so bewegend, weil ein solch menschliches Plädoyer für die Kulturen des Abseits schon lange nicht mehr auf dem Buchmarkt zu finden und zu lesen war. Vor allem nicht mit einer solchen Sprachmacht und mit einem solchen Reichtum an lustvoll linguistischen Variationen, die von selten hoher lyrischer  Qualität sind.«

(Rheinischer Merkur, -aky)



»Kurt Lanthaler gelingt es in seinem schmalen, eleganten Band trefflich, die unbestimmte Sehnsucht seines Ich-Erzählers auf den Leser überspringen zu lassen. Meisterlich, wie in knappen Sätzen eine ganz eigentümliche Stimmung erwächst. (...)
Dem sumpfgeborenen, elternlos aufwachsendem Erzähler wird dieser Lebensraum bald zu eng. Dem Aal, seinem Leittier, den mit Reusen zu fangen er als ersten Lebensunterhalt gelernt hat, zieht er stromaufwärts nach. Vom einfachen Wanderarbeiter bis zum Ingegnere bringt er es; von Genua bis nach Sizilien und Sardinien verschlägt es ihn. Dem Leser erschließt sich durch seine Streifzüge das Italien der letzten vierzig Jahre: an Antonioni erinnert das Szenario des Po, und Wim Wenders unwirtliche Bilder einer sich amerikanisierenden europäischen Provinz tauchen vor dem Auge des Lesers auf. Und fasziniert erlebt er hier, wie aus wenigen Elementen ein dichtes Netz von Assoziationen wächst. Er kann diesem Weben buchstäblich lauschen. Das unterscheidet das Buch auch von Lanthalers vorangegangenen Werken. So vergnüglich sich schon seine Tschonnie-Tschennet-Krimis gelesen haben: Dieser Schreib- und Bilderfluss macht eine ganz neue Qualität aus. Viele Leerstellen lassen hoffen, dass sich da noch einige Nachfolgebände hineinverweben lassen. (...)
Abschließend ein Satz, der so ganz und gar Originalton Lanthaler ist: "Gleichgültig, was wir essen werden, ohne Aal werden wir nicht gegessen haben." So schön kann der Gebrauch des futurum exactum sein!«

(Buchkultur, Thomas Leitner)



»Lanthaler präsentiert eine wilde Geschichte von einem, der das Unstete seiner Heimat widerspiegelt, einer Heimat, die sich stetig verändert, nicht zuletzt, weil deren Bewohner längst nicht mehr mit, sondern nur noch am Delta leben. Mit viel hintergründigem Witz lässt Lanthaler Fedele seine Geschichte erzählen, schickt ihn durch ganz Italien und lässt ihn doch immer wieder zum Fluss zurückkehren. (...) Fedele nimmt einen mit, lockt mit seinem ganz eigenen, kantigen und doch sehr musikalischen Sprachrhythmus und weiß mit wenigen Sätzen präzise Bilder zu schaffen. 
Auf 160 Seiten und 48 Kapitel hat Lanthaler seinen Roman komprimiert, packt eine wundersame Episode an die nächste, ist kritisch und leidenschaftlich. Er fühlt sich ein in die Landschaft und ihre Menschen, hat ein offenes Ohr für die aberwitzigen Geschichten und verschütteten Ideen, die sprachlichen und kulinarischen Eigenheiten. Mit „Das Delta“ hat Kurt Lanthaler wieder einmal gezeigt, dass er ein großer, eigenwilliger Erzähler ist.«

(SWR2 Die Buchkritik, Frank Rumpel)

unter dieser Adresse ist die vollständige Rezension als podcast des SWR2 zu hören:
http://mp3.swr.de/swr2/literatur/buchkritik/kurt-lanthaler-das-delta.6444m.mp3




»Fedele Conte Mamai spiegelt in seinem vielfach gebrochenen, stets im Konkreten verharrenden Erinnerungsmonolog, den Lanthaler in einem sehr biegsamen, hoch melodischen, dem Umgangssprachlichen unerhört präzis abgehörten Idiom ablaufen lässt, 60 Jahre Geschichte. Jahre des Lebens im Flussdelta des Po, ausgesetzt den Naturgewalten und Überschwemmungen, kämpfend mit Armut, mit Behördenwillkür, mit Aalen und auch mit technologischen Großprojekten, die unterfinanziert sind, letztlich aber die Existenz der Alteingesessenen und ihre Kultur nachhaltig unterminieren. (...)
Das ist hinreißend in vielen, kurzen scharf skizzierten Szenen erzählt. Das ist auch deshalb so bewegend und so beeindruckend geraten, weil ein solch durch und durch menschliches Plädoyer für eine Kultur des Abseits schon lange nicht mehr zu lesen war. Vor allem nicht mit einer solch sinnlichen Sprachmacht, einem solchen Sensus für Rhythmus, Beschleunigung und Musikalität, mit einem solchen Reichtum an lustvoll linguistischen Variationen.
(...) Lanthalers Roman dürfte mit seiner Oralität, seiner Funken schlagenden Wendigkeit, seinen wie mit dem Ohr gemeißelten Sätzen als Rezitation eine imposante, durchschlagende und betörende Wirkung bei seinem Publikum erzielen. Und es ins Staunen bringen. Für die Veranstalter einer "Delta"-Lesung dürfte eine anschließende Bewirtung Pflicht sein, selbstredend mit Baccalà und Babà, mit Bresáola und Bottárga.«

(Alexander Kluy. Online-Rezension, www.literaturhaus.at)



... ein Schelmenroman, fulminant verfasst, ein schöner, lustvoller Sprachschmaus...

(Park Avenue)



»... eine wilde Geschichte von einem Getriebenen, einem Heimatlosen, den es vom Delta des Po aus durch ganz Italien spült – eine wundersame Reise, gekonnt erzählt.«

(Frank Rumpel, Online-Rezension, www.titel-forum.de)



»Lanthalers Roman hält sich naturgemäß nicht an den Faden einer einzigen Biographie, so etwas Amorphes wie das Delta kann nur mit ausschweifenden, angeschwemmten und fortgetriebenen Partikeln erzählt werden. Mal ist die Handlung fortgespült, mal geht sie als seltsame Nebelfigur irgendwo an Land, will man den Roman mit Händen fassen ergeht es einem wie im Schilf, nichts ist verfestigt, aber mit der Zeit wird alles zu einem Stück Land, das sich pünktlich überschwemmen lässt. (...)
Lanthalers Roman ist ein genial gelungener Versuch, etwas Schlierig und Diffuses wie dieses Zwitterwesen von Wasser und Land zu beschreiben. Zu diesem Zweck ist der Roman in 48 Kapitel aufgesplittet, die sogar ganz cool wie in einem Sachbuch als Inhaltsverzeichnis zusammengefasst sind. Die Kapitelüberschriften sind immer italienisch deutsch gehalten, zwitterhaft eben, wie der ganze Text.
„Noch bevor ich denken kann, schüttle ich den Kopf. Was soll ich erzählen?“ Diese Sorge seiner Hauptfigur hat der Autor elegant widerlegt, durch freches, kühnes, durchgeschütteltes Erzählen.«

(Helmuth Schönauer. Online-Rezension, www.schoenauer-literatur.com)



»Kurt Lanthaler zeichnet in "Das Delta" ein ganz außergewöhnliches Italienbild: Es ist ein Italien, wo sich der Nebel zur Tür der Osteria Zum halbierten Christus hereinmacht, langsam die Treppe herabschleicht und sich wie ein alter Bekannter niederlässt, knapp den Hut hebt, um zu grüßen und für den Rest den Mund hält. (...) Die Geschichten, die Lanthalers halbstarker Protagonist dem Leser in diesem kurzen, atmosphärischen Roman mit zweisprachiger Färbung andreht, sind witzig, sprühend und charmant; an Pointen und trockenem Humor mangelt es ihnen jedenfalls nicht.«

(Birgit Holzner, Rezensionen des Brenner-Archivs)



 

Das Delta. Cover.


ganz schön hungrig:

von babà
baccalà
bresaola
und
bottarga


Textprobe