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Stand 10.11.2011

Annotate
aus der Schreibstube
Dei cannoli. Del Tschenett
»Annotate dient der komfortablen und effizienten, semi-automatischen Annotation von Korpusdaten.
Es unterstützt die Erstellung kontextfreier Strukturen und erlaubt dabei zusätzlich kreuzende Kanten. Die terminalen Knoten, nichtterminalen Knoten und die Kanten werden etikettiert. Die Anzahl und Art der Kategorien ist frei definierbar. Annotierte Korpora werden in einer relationalen Datenbank abgelegt. Annotate ist mit einem Interface zur Interaktion mit externen Parsern ausgestattet.«


Was hiervon einmal Buch werden sollte, verschwände. Dorthin.






Tutres.
On the road (again)

Tutres

Apără-mă de găini, că de câini nu mă tem.

siehe auch hier  >>>  und hier  >>>







Aus dem Arbeitsbuch zu
TUTRES. Ein Stück Tschenett als Traratragödie
Schauspiel. Uraufführung Lana 09.07.2010


Tutres. Der Teig.



400 g roggenmehl
400 g weizenmehl

(Es gibt ja welche, kollegen also, die setzen roggen und weizen ins verhaeltnis 40 : 60. kann man machen. tatsaechlich. man kann auch am beckenrand entlang schwimmen, warmduschen, gaenzlich ungereimt lyriken. kann man machen. macht halt nur halbsoviel spasz.
Der hintergrund:
Roggen enthaelt deutlich weniger kleber als weizen. roggen ist wesentlich fuer die zaehe widerstaendigkeit des teiges zustaendig. dafuer waechst roggen da, wo den weizen laengst der teufel geholt haett: ganz am berg droben. (weizen musz also teuer zugekauft werden, aus dem flachland, der andern welt da drausz, die des teufels.) ein hoher roggenanteil ersetzt dem staedter - wer wohnt schon noch am berg wo er gebirg - den hometrainer.



3 eszloeffel zerlassene butter
2 eszloeffel sahne
2 eszloeffel olivenoel
etwas salz
sodann
ca 200 ml handwarmes kaswasser (siehe: tschotten, weiter unten) portionsweise zugeben. evtl. auch schon bei 180 ml aufhoeren damit. haengt vom wetter ab. ist gefuehlssache.




In aller ruhe, dafuer ausdauern: kneten
bis stirn und teig glaenzen


(Was wir hier tun: wir verpassen dem teig eine nepalesische massage - blosz keine tibetische - und vertrauen darauf, dasz die mischung aus waermezufuhr (handwarmes kaswasser) und energiezufuhr (muskuloese fingerglieder) den kleber aktiviert. der laeszt sich aber zeit. und die haben wir.)



Sodann teig und arme ruhen lassen (und den teig mit einem tuch bedecken; der kleber laeszt sich ungern in die karten schauen.)



Tutres. Die Fuelle. Zwei komponenten

Der Tschotten
1 lt vollmilch, je kuhoriginaler, um so besser. erhitzen
500 g buttermilch (*) loeffelweise zugeben. fleiszig umruehren. erste ausfallserscheinungen sollten nach wenigen minuten auftreten. sobald der tschotten sich absetzt und im kaswasser schwimmt, tschotten mit schaumloeffel entnehmen und abtropfen lassen.
fertig.
(heiszes kaswasser zur seite stellen, abkuehlen lassen. einen teil fuer den teig (s.o.) verwenden. den rest koennte man fuer ri-cotta-versucheverwenden. also wiederaufkochen.)

(*) Der milchindustriebetrieb MILA vertreibt buttermilch seit kurzem nicht unter dem namen "buttermilch", sonder unter, achtung! "MilchKnospe". ein solcher mehr als grenzwertiger, geschmackloser bloedsinn musz umgehend bestraft werden. MILAs knospe bleit im regal, stattdessen wird Algunder buttermilch zur tschottenherstellung herangezogen. eignet sich vorzueglich.

Das Gruenzeug
1 kg zarten spinat (besser: 1 kg junge brennessel; mit dem fortschreiten der jahreszeit bedeutet das: immer weiter den berg hinan, "Auffi!, auffi muasz i" (Der Watzmann. Ambros & co) kurz blanchieren.) kurz auf eiswasser.
Sehr trocken ausdruecken. dann durch die Flotte Lotte, feines sieb.

Eine kleine ziebel fein hacken, golden anschwitzen, kuehl stellen.

Tschotten und gruenzeug und zwiebel miteinander verruehren, salz zugeben. verruehrt wird mit allen zehn fingern, vermantscht also; dabei die tschottenknollen fein zerbroeseln.
am ende sollte eine feine, trockene, wuerzige masse dastehn.




Tutres. Austreiben. Fuellen. Pitschen. Radeln. Bachen.



Das ergebnis des ersten arbeitsganges ist oben zu sehen: die Blatteln. (cave! sie, wie im bild, an/uebereinander zu stapeln, ist ein gewagtes spiel)

Austreiben

Der teig hat an einem warmen ort, gut zugedeckt, mindestens 3 stunden geruht. es sei ihm vergoennt.
Nun noch einmal durchkneten, sodann etwa kleinmandarinengrosze stuecke abtrennen.
zum einsatz kommt jetzt das nudelholz. der teig wird auf ca 18 cm durchmesser ausgetrieben. wenn er gut ist, der teig, zieht er sich dabei immer wieder etwas zusammen. ist also stur. das soll so sein. nicht nachgeben. ebenso stur sein. so duenne blaetter treiben, moeglichst kreisrund, dasz die holzmaserung des tisches durchscheint.

Fuellen
Etwa eineinhalb teeloeffel fuelle in einem duennen, konzentrischen kreis auf das blatt verteilen (nicht andruecken), abstand zum auszenrand des blattes +/- 2 cm.
Sodann ein zweites blatt anheben. in der luft auf den kopf drehen, und zielgenau auf dem befuelltem blatt absetzen. musz sich nicht 100% decken, denn: s.u.




Deckeln




Pitschen
nunmehr mit zwei fingerkuppen der linken und zwei fingerkuppen der rechten hand (filigranere koennen auch drei finger verwendet, zeige/mittel/ring. daumen! nie) von auszen an den teigrand heran und dort niederdruecken, wo beide blaetter sich decken. aber sich nicht bis an die fuelle heranwagen. einmal im kreis vorgehen. evtl. dann das werk umdrehen und das pitschen von der gegenseite her wiederholen. dabei darauf achten, dasz durch das pitschen ein runder, eindreucklicher kreis entsteht.

Radeln
Nun so parallel als moeglich zum kreisrund der durchscheinenden fuelle wie zum pitschsaum ueberstehenden teig abradeln, damit den perfekten kreis produzierend.



(Klappt bei gewissen, feinmotorisch minderbemittelten leuten: nie.)



Moeglichst bald ab ins heisze fett. 60 sec je seite, circa.




Auf kuechenpapier abtropfen. auf den teller.

ist mit den fingern zu essen. ultimativ!
drei bis vier stueck haben bei einem mittleren esser, der hinterher nicht
zum hoelzfaellen in den steilwald musz, durchaus platz.

Dazu einen Sauvignon Blanc des Ignaz Niedrist.
dann allerdings aufs holzgefaelle verzichten.


Aus dem Arbeitsbuch zu
TUTRES. Ein Stück Tschenett als Traratragödie
Schauspiel. Uraufführung Lana 09.07.2010



Ps: Ihnen wurde erzaehlt, Tutres wuerden Tirtlen heiszen und seien eine typische spezialitaet aus Tripstrill?
kolonialistischer quatsch. die dinger heiszen Tutres und stammen aus dem Badiotischen. Dixit.

(Annotate. Dei cannoli. Del Tschenett. 27/05/10)









He hertha: hol mal bier, hier.
18 / 32:51 / - 19 / 23
so siehts aus. zur feier des taaches n biscken text.

eben erschienen:
GROBES FOUL
Vollständig neu durchgesehene
überarbeitete und erweiterte
Taschenbuchausgabe
978-3-85218-831-7


Cap. II

„Hertha BSC“, sagte Paolo, als er von der Zugmaschine stieg. „Drei Jahre Hertha BSC.“
  Das Wunder war eingetreten. Irgendein Schutzengel hatte mir in den Tank gespuckt und uns auf die Autobahnraststätte geleitet. Paolo hatte mir erzählt, daß er als Sohn eines italienischen pizzaiolos in Berlin-Neukölln groß geworden war. Halb Berliner, halb Pugliese. Und deswegen in beiden Sprachen gleich halbzuhaus. Und Anfang der 80er Jahre bei Hertha BSC Profifußball gespielt hatte.
  „Bei dem Schlappverein?“ sagte ich, als wir uns durch das Drehkreuz in das Innere des Lokals zwängten.
  „So schlecht war der Verein gar nicht“, sagte Paolo, während wir uns einen Espresso bestellten und er sich nach etwas Eßbarem umsah. „Okay, der Vorstand war ziemlich korrupt. Aber das gehört dazu.“
  „Wenn du das sagst.“
  Schien ein unkomplizierter Bursche zu sein, dieser Pizzabäcker Paolo. Genau richtig für so einen wie mich, der alles versuchte, um eine Nacht wie diese möglichst schmerzlos über die Runden zu bringen. Wir hatten es uns vor ein paar warmgemachten Broten und Bieren bequem gemacht.
  „Und bei Hertha verdient man so viel, daß man sich einen Ferrari leisten kann?“ sagte ich. „Und einen Mechaniker, falls das Teil auf der Autobahn liegenbleibt, wie eben?“
  Paolo grinste mich an.
  „Da mach dir nur keine Sorgen“, sagte er. „Man braucht einfach nur einen kleinen Nebenjob. Dann geht das schon. Und für die Hertha spiele ich schon lang nicht mehr.“
  „Nebenjob“, sagte ich, „pfui. Mir ist einer schon zuviel. Und, was ist das für ein Nebenjob?“
(...)





Σερα, μι σεντι? Sera, mi senti?
Sera ist eine (mehr als fluechtige) bekannte aus der Napule-zeit. man hoert sich, ab und an. mehr nicht, weniger nicht. man hat sich im auge. im sinn. lebbe geht weita. (und sera ist immer noch sowas von stinksauer, auf die scheiszbulle: dasz ich um ihre "erwachsenwerdung" furechte. und sie kuessen koennt dafuer. traete sie ein'm fuer so'n ansinnen nicht mit den kampfstiefeln in'arsch.

das ist der (erste) link in die geschichte: >>>
da der zweite >>>
und das ist die nachricht:
 
I giudici della Terza sezione della Corte d'Appello di Genova
hanno ribaltato la sentenza di primo grado per i disordini e l'irruzione alla scuola Diaz del luglio 2001 a Genova. Tutti i vertici della polizia che erano stati assolti hanno subito condanne comprese tra 3 anni e 8 mesi e 4 anni unitamente all'interdizione dai pubblici uffici per 5 anni. Nel complesso le pene superano gli 85 anni. In totale sono stati condannati 25 imputati sui 27.


Il capo dell'anticrimine Francesco Gratteri è stato condannato a quattro anni, l'ex comandante del primo reparto mobile di Roma Vincenzo Canterini a cinque anni, l'ex vicedirettore dell'Ucigos Giovanni Luperi (oggi all'Agenzia per le informazioni e la sicurezza interna) a quattro anni, l'ex dirigente della Digos di Genova Spartaco Mortola (ora vicequestore vicario a Torino) a tre anni e otto mesi, l'ex vicecapo dello Sco Gilberto Caldarozzi a tre anni e otto mesi.
Altri due dirigenti della Polizia, Pietro Troiani e Michele Burgio, accusati di aver portato le molotov nella scuola, sono stati condannati a tre anni e nove mesi. Non sono stati dichiarati prescritti i falsi ideologici e alcuni episodi di lesioni gravi. Sono invece stati dichiarati prescritti i reati di lesioni lievi, calunnie e arresti illegali. Per i 13 poliziotti condannati in primo grado le pene sono state inasprite.

Il procuratore generale, Pio Macchiavello, aveva chiesto oltre 110 anni di reclusione per i 27 imputati. In primo grado furono condannati 13 imputati e ne furono assolti 16, tutti i vertici della catena di comando. I pubblici ministeri Enrico Zucca e Francesco Cardona Albini avevano chiesto in primo grado 29 condanne per un ammontare complessivo di 109 anni e nove mesi di carcere. In primo grado furono assolti Francesco Gratteri, ex direttore dello Sco e oggi capo dell'Antiterrorismo, Giovanni Luperi; Gilberto Caldarozzi e Spartaco Mortola.



keine 13 stunden spaeter:


Sono pazzi.
No, dice Sera. I pazzi siamo noi.
Sarà, dico.

"Resteranno al loro posto.
Questi uomini hanno e continuano ad avere la piena fiducia del sistema sicurezza e del ministero dell'Interno. (...) Resteranno quindi al loro posto, che non si limitano a occupare, svolgendo il loro ruolo con grande responsabilità e dedizione, rispetto al quale ci può essere solo gratitudine da parte delle istituzioni." (Alfredo Mantovano, sottosegretario all'Interno)

E grazie, dice Sera.






So schreiben sich geschichten, so schreiben sich romane: weiter. und, auch, dazu bedarf es, bedurfte es, wird beduerfen: der glossare. (die der eine oder andere inzwischen als "ganz eigenständiges" erzaehlmoment durchaus ausgemacht hat.

zugegeben, dieser tage trudelts uebermaeszig gehaeuft hier ein, tagfuertag, an schreibtisch und archiv, und gibt arbeit, zusaetzliche (da eigentlich - aber was heiszt schon: eigentlich - ganz anderes ansteht: theater naemlich, mehrfaches zumal. samt abgabeterminen, abgelaufenden).
und - zufall, kein zufall? italienisch eben - was hier eintrudelt und anderswo einschlaegt sind saemtlich: gerichtsakten, gerichtsentscheide, ajournierte. weitergeschriebene. weiterzuschreibende. in die romane, ihr aus- und weiterlaeufer.


Donnerstag
Landesgericht Bozen. Firma FERMCAR. Romane: Grobes Foul, Der Tote im Fels.

Freitag
Quinta sezione del tribunale di Napoli. Acht Polizisten und zwei hochrangige Polizeifunktionäre werden wegen "Gewaltexzessen und besonders schwerer Personenentführung" verurteilt. Roman: Napule. Hier: >>>.
(Dort auch weiterführende Links in die Tiefen der Geschichten, deutsch und italienisch.)

Samstag
Corte d'appello di Palermo. Cuffaro. Cannoli. Roman: Napule. Und das Romanprojekt: Dei cannoli. Hier: >>> (Dort auch weiterführende Links in die Tiefen der Geschichten)


... Und das. waehrend man an den letzten fahnen sitzt. zur neuauflage eines anderen romans derselben reihe. angekuendigt, hiermit:
Grobes Foul. Vom Autor vollständig neu durchgesehene, überarbeitete und erweiterte Ausgabe.






Dei cannoli.

È presto fatto, il conto. Schnell mal überschlagen.

20 : 5 = x : 7
x = (20 x 7)/5
x = 28

Serviranno ventotto cannoli.
Es werden achtundzwanzig cannoli (aufgetragen.werden.müssen.)

An die Arbeit also:

Cannolo

Cannoli

cannolo

Tutto colpa della terza sezione della Corte d'appello di Palermo.
Urteilsspruch zweiter Instanz. Heut vormittag verkündet. Sieben Jahre. Fünf warens noch in der ersten Instanz. Die wurden damals vom Verurteilten mit zwanzig cannoli gefeiert. Hat ihm nicht eben Glück gebracht. Damals nicht, heut nicht.


cannoli

Dabei werden dem cannolo durchaus wundertätige Eigenschaften angedichtet. Von einigen, zumindest. Zitat:

"Das mußt du dir einmal vorstellen, sagt Tschenett, und zwar von ganzem Herzen. Da stehst du mitten in Berlin, die verdammten Fallwinde haben dich hier anlanden lassen und du hast eine kleine Bleibe auf Zeit und es ist Sylvestervormittag, du weitab der Heimat und ohne Geschäft und Heft und pizze di Don Rosario und ricotta, und nichts, was jetzt mehr Glück ins Haus bringen würde in dieser letzten Nacht des Jahres, das bei Gott und allen ihm assoziierten teuflischen Helfern beileibe kein besonders gutes war, nichts, was mehr Glück ins Haus bringen und Unglück abwehren würde als cannoli; und weil du ohne deine cannoli-Eisen nicht verreist und die drei, auf einen Seesack gerechnet, nichts wiegen, hast du dir deine cannoli-Rollen längst in Öl frittiert und es fehlen nur noch, zum vollständigen Glück, das dir Glück für's Neue Jahr bringen soll, es fehlen nur noch: (...)
Und das Jahr, wohlwollend, endete mit cannoli und begann mit cannoli und wurde ein gutes Jahr."

(Aus: >>> Napule. Vollständig zu lesen hier: >>>)






Napule. Reloaded.


Sie hatten hunderte verprügelt. Und sie hatten Verletzte anschließend aus den Krankenhäusern  entführt und ohne jegliche rechtliche Handhabe in einer Kaserne interniert. Verspottet und mißhandelt. Und als dann gegen einige von ihnen Anzeigen vorlagen und endlich Untersuchungen eingeleitet wurden, als einigen von ihnen der Haftbefehl zugestellt werden sollte, besetzten Polizisten den Polizeipalast, andere ketteten sich auf der Straße mit ihren eigenen Handschellen an. Ein paar Wochen später beförderte die Regierung des Signor B. die gesamte Polizeispitze. Nach oben.

So steht es in einem Roman aus dem Jahre 2002, Kapitel XIII und XIV
(hier: >>> und hier >>>) (Nachtrag dazu hier: >>>)


Und so steht es, seit heute, in einem Gerichtsurteil (erster Instanz. Das am Mittwoch dieser Woche vom italienischen Senat abgesegnete Gesetz zum Processo breve übrigens wird, sollte es auch vom Parlament bestätigt werden, nicht nur zwei Prozessen des Signor B. den Garaus machen, sondern auch dazu führen, daß dieses Urteil nie rechtskräftig werden wird).

Era scritto in un romanzo dal titolo "Napule", publicato nel lontano 2002
(vedi i capitoli >>> XIII e >>> XIV). 


Da oggi è pure scritto in una sentenza del Tribunale di Napoli.

Polizisten wegen Gewalt bei No-Global-Protest in Neapel verurteilt
Mehr als hundert Verletzte bei Kundgebung im März 2001

Rom - Acht italienische Polizisten und zwei hochrangige Polizeifunktionäre sind am Freitag in Neapel wegen Brutalität gegen Demonstranten bei einem Protest gegen die Globalisierung im März 2001 zu Haftstrafen zwischen sechs Monaten und zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt worden. Die höchste Strafe wurde gegen zwei Polizeifunktionäre verhängt, denen Personen- entführung zur Last gelegt worden war.
Bei Krawallen zwischen Polizei und Demonstranten am Rande eines von der Regierung organisierten Treffens über Globalisierungsthemen waren in Neapel über 100 Personen verletzt worden. Die Demonstrationen der Globalisierungs- gegner in Neapel galten als "Generaltest" in Hinblick auf die Kundgebungen am Rande des G8-Gipfels in Genua.
Den Polizisten wurden Gewaltexzesse und Personenentführung vorgeworfen. Sie wurden außerdem beschuldigt, einige Demonstranten, die sie fest- genommen hatten, schwer misshandelt zu haben. Die Ermittlungen gegen die Polizisten waren aufgrund der Anzeigen einiger No-Global-Bewegungen eingeleitet worden. Einige Polizisten waren im Sog der Untersuchungen auch festgenommen worden. (APA)
...
Violenze sui no global nella Caserma Raniero di Napoli: i fatti risalgono al 2001. Processo Global forum, 10 poliziotti condannati per sequestro di persona

La sentenza emessa dal tribunale di Napoli
Due anni e otto mesi per due funzionari

NAPOLI — Fu sequestro di persona. Dopo una camera di consiglio durata circa sei ore, il Tribunale di Napoli ha condannato i poliziotti che il 17 marzo di ormai nove anni fa, al termine delle manifestazioni per il Global forum, portarono nella caserma «Raniero Virgilio» di piazza Carlo III 85 ragazzi e ve li tennero per ore, insultandoli e minacciandoli. Recependo la richiesta fatta lo scorso 16 ottobre dal pm Marco Del Gaudio, che ha seguito il processo assieme al collega Fabio De Cristofaro, la V sezione del Tribunale (presidente Donzelli, a latere Guardiano e Tammaro) ha inflitto due anni e otto mesi ai funzionari Carlo Solimene e Fabio Ciccimarra (i più alti in grado all’interno della caserma, responsabili del servizio nei turni 8/14 e 14/20). Condannati anche altri dei 31 imputati.
L’avvio dell’inchiesta creò una spaccatura profonda tra polizia e Procura.
Quando gli agenti della squadra mobile si presentarono dai colleghi per notificare loro le ordinanze di custodia cautelare, i poliziotti presenti in Questura scesero in piazza e attuarono una clamorosa manifestazione, formando una catena umana e bloccando il traffico.
Nelle settimane successive i vertici dell’ordine pubblico furono tutti promossi: un segno tangibile dell’appoggio che trovavano al Viminale.
Il reato di sequestro di persona — peraltro non riconosciuto dal Riesame — era l’unico non ancora prescritto. Molti degli imputati sono stati assolti proprio perché hanno beneficiato delle prescrizioni.

(Annotate. Dei cannoli. Del Tschenett. 22/01/10)






Qui non siamo proprio amici di Bocca. Ma se tal Casini dà a Bocca dell'infame (L'articolo di Giorgio Bocca è infame e ogni altro commento è superfluo), allora, ragazzi, visto che parla 'stu curnutu* di Casini, leader del partito ed amico di merendine nonchè di cannoli di quell'altro curnutu, tale Totò Cuffaro: al teatro dei cannoli** siamo.

So' pazzi, questi. Se non so' pazzi, questi, so' delinquenti.

Se poi uno si va a leggere l'articolo del Bocca, origine di tutto questo ben di dio (>>> "In ogni paese siciliano accanto alla Chiesa e al parroco c'è una caserma dei carabinieri e una cosca mafiosa"), elugubrazioni come quelle di tale Ignazio La Russa (MSI/Fronte della Gioventù/AN/CdL. Ministro della DifeSSa, vecchio fascista***) consolano. Egli parla. Dei Carabinieri. "... come una delle principali, se non la principale, eccellenza italiana riconosciuta come tale nel mondo."
(La principale. Mo siamo proprio nella m....)

So' pazzi, questi. Se non so' pazzi, questi, so' delinquenti.



* Nnâ Sicilia èssiri curnutu è na cosa assai gravi, picchì offenni l'onuri di l'ommu stissu e di tutta la sò famigghia. (http://scn.wikipedia.org)

** piece teatrale ancora tutto da scrivere
*** Auf La Russas Homepage steht dieser Tage zu lesen / leggiamo sul sito della Russa:
''Ringrazio il ministro Maroni per avere concordato sulla mia proposta di intensificare anche per i prossimi due semestri il concorso dei militari nel controllo del territorio nell'operazione denominata Strade sicure''. Lo afferma il ministro della Difesa, Ignazio La Russa, sottolineando che in totale i militari impiegati ''saranno 4.250 a cui si aggiungera' la grande professionalita' di carabinieri e polizia che verranno impiegati congiuntamente''. ''Viene prorogato - spiega La Russa - l'impegno dei 3 mila militari che scadeva domani 4 agosto e ad essi il ministero della Difesa e' stato in grado di aggiungere la disponibilita' di ulteriori 1.250 giovani militari che andranno, anch'essi, a collaborare con carabinieri e polizia nei quartieri piu' a ..."

cannoli

(da es nicht nur italienische umstandszustaende sind, um dies hier geht, und da so gut wie jedes deutsche kaff, vor ort besehen, und ingolstadt mal als beispiel genommen, auszer dem heimischen kluengel auch noch die spezierei der deutsch/italienisch/russischen/etc.-mafioesen zusammenarbeit kennt (wenn auch nicht kennen oder bekennen will), folgt, bei gelegenheit, demnaechst hier auch: uebersetzung.)

Mehr zu den obigen Cannoli hier: >>>

(Annotate. Dei cannoli. Del Tschenett. 14/08/09)





»Ich glaub' es nicht«,

sagte er. »... der Tschenett. Ist nicht wahr. Wo kommt der denn her?«
»Nun«, sagte Tschenett, »wenn wir von unmittelbar reden: aus Österreich. Ist aber nicht ernst zu nehmen, war nichts als ein kleiner, berufsbedingter Ausflug im Umweg, quasi. Eskorte für einen Transport, Messina – Triestiner Hinterland. Was unsereins halt so noch abbekommt, in Zeiten wie diesen. Und selber?«
Totò rührte in seinem Espresso, der dermaßen ristretto war, daß der Löffel kaum naß wurde, und sah dabei durch die Glasfront auf das Treiben vor dem Grenzcafè.

»Aus Österreich also«, sagte Totò dann.
»Ja.«
»Und: Wie ist das Wetter da?«
Schau über den Grenzstrich, dachte Tschenett, wer schiebt denn hier Dienst seit zwanzig Jahren?
Und antwortete. »Zehn Grad. Fieser Nieselregen. Scheußlich, insgesamt. Also allemal besser als die generelle Stimmung.«
»Was habens denn jetzt wieder, die Österreicher?«
»Verloren. Gegen Serbien.«
»Das ist doch schon länger her, oder?«
»Fußball.«
»Aah.«
»... und gegen die Faröer nicht so richtig gewonnen. »
»Erster oder zweiter Weltkrieg oder beide?«
»Schon gut. Dimmi: Che bevi, was trinkst?«
»Das da«, sagte Totò und wandte sich seinem Espresso und dem darin kreisenden Löffel zu. »Und deswegen warst du in Österreich, Tschenett? Verlierern zuschaun? Da hättest gleich auf Sizilien bleiben können.«
»Oder hier am Brenner.«
»Che vuoi,«, sagte Totò, »was willst du, seit Schengen zweidreivierfünf kann ich meine Arbeit als Grenzpolizist von der Bar aus machen; Ich wart, bis einer kommt, und nervös zweimal aufs Klo geht, vorm Kaffee und nachm Kaffee. Der ist dann drann, da schlag ich zu.«
»Und?«, sagte Tschenett, »'n paar LehmannBrothers erwischt?«
»Sogar das Schwarzgeld wird weniger, in diesen Tagen«, sagte Totò. »'Ffanculo, was solls.«
Dann überlegte er es sich doch noch. Legte den Löffel ab. Und trank den Espresso in einem Zug aus. Stellte die Tasse zurück und besah sich den Satz.

“Sag mal, Tschenett”, sagte Totò, “Triestiner Hinterland, hast du gesagt, oder? Frage:  Wie landet man da denn in Österreich?”
Tschenett sah um sich. “Ich sag nur: Kärnten. Nachts, und unversehens. Was glaubst du, wie blöd ich dreingeschaut habe, als ich aufwachte: Da wollt ich nun wirklich nicht hin. Aber was hat man als verschlafner Beifahrer schon zu sagen.”
“Und dann?”
“... : Jetzt ist aber gut...”
“Kommse, junger Mann, wir können hier bei Bedarf auch ganz andre Seiten aufziehn.”
“Ich weiß, Herr Wachtmeister della Polizia di Stato dei miei stivali malandati”, sagte Tschenett, “Genoveser Ringelreihn mit Anfassen und so. N paar Tausend Soldaten in die Städte, ab ins Lager. Mann, könnt ich kotzen, ... wenns mich auch nur eine einzige  Sekunde lang überrascht hätte. Das schwarzhemdige Arschloch, das geliftete. Und sein kurzärmliges, ungelüftetes Volk. Also wir.”

Totò winkte dem Barista.
“Alt und pathetisch”, sagte er dann. “Wenn wir damals auch nur geahnt hätten, wie wir werden:  Wir wären auf und davon.”
“Und wohin?”
“Sag du mirs ...”

Sie standen schweigend. Der Barista stellte zwei Gläßer Weißwein hin und verschwand (dann) wieder hinter der Kaffeemaschine.
Tschenett sah zweifelnd auf das Glas vor sich.
“Wás jetzt?”, sagte Totò.
“Nichts”, sagte Tschenett. Aber ich bin eigentlich noch im Dienst. Sozusagen.”
“Ja. Wieder schlafend am Beifahrersitz, wieder ohne Ahnung, wo's diesmal wirklich hingehen soll... Tss.”
“Lach du nur. Wenn du wüßtest, wie nah dran du bist damit.”
“Und also?”, sagte Totò.
Tschenett griff nach dem Glas.
Draußen ging die Sonne unter. Mit Trara. Sowie Widerhall vom Gegenhang: vierunddreißig durchfahrende Güterwagons, unter grünen Haarnetzen neapolitanischer Müll für leipziger Verbrennungskathedralen.
“Auf und davon”, sagte Totò schließlich, als er das leere Glas wieder abstellte.

(wien, im oktober 08)

(Annotate. Dei cannoli. Del Tschenett. 23/10/08)





































































































Vorläufige Verkostungsnotizen.
Zu einer Biografie des Tschonnie Tschenett.

Er ist sicher ein ungewöhnlicher Weintrinker.
(Was täten wir, wenn wir sie nicht hätten, die ungewöhnlichen Weintrinker: hölzern wär unser Leben. Ein einziges Barrique.)
Er ist einer, den die Werbestrategen nicht in ihr Kalkül ziehen, einer, der nicht auf der Abonnentenliste der Hochglanzmagazine steht, er verfügt über keinen vollklimatisierten, prozessorgesteuerten Weinkeller: dieser Herr namens Tschonnie Tschenétt. Und trotzdem ist er kein Held. (Man kanns auch deutlicher sagen: eine ziemlich gescheiterte Figur.)
Allein die verquere Orthographie sollte Warnung genug sein. Und die knappen biografischen Angaben.
Tsch. Tsch., nach fünf Romanen in zehn Jahren holprig über fünfzig stolpernd, Herumtreiber, gewesener Nordmeerfischer und aushilfsweise LKW-Fahrer auf den großen Routen, letzter bekannter Aufenthaltsort: irgendein Güterhafen im Mittelmeer. Stunden-, wenn nicht tagelanger Blick aufs brakige Wasser. So gesehen eine Nicht-Existenz.
Aber auch Nicht-Existenzen kommen auf den Wein.
Solch ein Mensch kann zu seinem delikaten Gaumen nur über eine unbändige, unkontrollierte, bisweilen selbstzerstörerische Lebenslust gekommen sein.
Also wie die Jungfrau zum Kind.
Und schon ruft Tschenett, es ist ihm kein Sprachspiel zu banal, Folge einer ungebremsten Charakterschwäche: „Her mit dem Jungferler!“ (Und meint die Rarität.)
Dabei sitzt er gerade an einem Glas Plötzner. Denn es ist Mittag. Und also guttirolerisch Weißburgunder-Zeit. Und die gilt auch in Saloniki.
„Verratets mir den Weißburgunder nicht“, sagt Tschenett. „Posaunts ihn mir nicht über die Maßen in die Welt hinaus, trara. Den lauten laßts den Chardonnay.“

Von Geburt und Namen her ist Tschenett weinfern aufgewachsen.
Beginnen wir beim Namen, Tschenett. (Das Tschonnie ist nichts als eine alpinklangliche Sonderform, entstanden im Zuge der Roaring Sixtees, zurückzuführen auf geomorphologisch bedingte Kehlkopfverkrümmung mit nachfolgender Lautverstümmelung.)
Tschenett also. Das steil am kargen Hang gelegene Obervinschger Kleindorf Stilfs ist die Mutter aller Schlachten, die um den Namen Tschenett geschlagen werden. Die Hälfte der Bevölkerung heißt dort so. Zu früheren Zeiten annähernd die Gesamtpopulation.
Das Wort als solches wurde von der Wissenschaft auf rätische Sprachwurzeln zurückgeführt. Neueren, noch unbestätigten Forschungsergebnissen zufolge, ist der Name allerdings auf das arabische Ndschennét zurückzuführen (die Paradiese; im Singular auch beliebter Mädchenname). Die Kausalitätslinie verweist auf maurisch-arabische Geologen, die als Fachleute dem Tiroler Bergbau zugezogen wurden und sich am heimisch-weiblichen Geschlecht seßhaft machten.
„Soll mir recht sein“, sagt Tschenett.

Der, sein Vater ein Carabiniere, der bald an seinen ordnungshüterischen wie pädagogischen Fähigkeiten zu zweifeln begann, recht bald in die Nähe einer Kellerei geriet.
Man war im Keller gewesen und in den Leiten, und weil kluge und vorausschauende Verwalter die Grundschule (die hier deswegen zu Recht Scuola elementare heißt) neben die Kellerei gesetzt haben, zwecks früher Anschauung von Agrarökonomie und der Interdependenz von Wein und Wissen, steht und lehnt man vor der Schule, während der Schule und nach der Schule an den Traktorhängern und betreibt vergleichende Traubenverkostung, klebrig längst bis hintern Ellenbogen, jeder seine höchsteigene Cuvée übers Hemd verteilt.
Das hat Folgen fürs spätere Leben unseres Helden.
Ich schenkte uns noch ein wenig von dem Weißwein nach. Ich brauchte ein bißchen Zeit zum Nachdenken. Die Weinkarte war nicht gerade üppig gewesen. In guten Tagen hatte mein Keller ein paar Flaschen aufzuweisen, gegen die alles, was einem hier geboten wurde, österreichischer Verschnitt war. In guten Tagen. Nur waren die guten Tage allzu selten. Das hatte viele Gründe. Für einen guten Wein braucht man mehr Zeit als für eine vierköpfige Familie. Und bei mir reichte es nicht einmal zu einer zweiköpfigen.
Was verständlich ist. Schließlich sollte man so nicht mit Damen sprechen. Egal, welcher Wein gerade am Tisch steht.
Paß auf, Kind, sagte ich, entweder du hast mir was zu sagen. Oder, und das wär mir sowieso lieber, wir sitzen hier in aller Herrgottsruhe und trinken den Wein mit der ihm gebührenden Andacht. Punkt.
Da hilft es schon, wenn man eine alte, konzessionslose Wirtin zur Gönnerin hat, die einem auch mit Schuhwerk aushelfen kann, falls man illegal über Berg und Grenze will oder muß. (Es war eher müssen.)
Hinten, in der Abstell, sagte Berta, hinterm Faß. Da müßten noch Bergschuhe stehen. Von dem italienischen Maurer damals, der nicht zahlen hat können. Wegen sechs, sieben Liter Wein hat der die Schuh dagelassen. Ich hab’s ihm nicht ausreden können. Das bißchen Wein hätt ich ihm auch geschenkt.
Nicht alle Gastronomen sind so kulant. (Bei Kunden wie Tschenett eigentlich auch begreiflich. Der aber, wie man sehen wird, auch an Höheres zu glauben im Stande ist.)
Und so stritt ich mit mir hin und her. Ließ mir ein zweites Glas Weißwein reichen, womit ich längst schon an die Grenzen meiner Zahlungsfähigkeit gestoßen war, hoffte auf Gott, also auf eines dieser nie stattfindenden Wunder, gedachte der Wunderbaren Weinvermehrung und versuchte, hinter den Trick zu kommen. So sehr ich auch nachdachte, ich kam auf keine Lösung. Schon gar nicht auf etwas, was mir gesagt hätte, wie ich die nächsten Tage überleben würde.
Und das Leben ist hart. Aber gerecht.
Totò und ich hatten uns die Arbeit geteilt. Er sollte mit ein paar Flaschen von dem vorzüglichen Wein seines Onkels wiederkommen. Und ich sollte Brennesseln sammeln gehen. Junge, frische, unverstaubte, unverdorbene, prickelnde, kurz: jungmädchenhafte Brennesseln. Und daraus Brennesselknödel machen.
Überhaupt: Essen. Sinniert sich, bei Glas und Gabel, Tschenett in höhere Sphären. Mystisch beinah, anmaßend sicher.
Deswegen nämlich haben wir, lieber Totò, wann immer wir können, die Märtyrer des Gaumens, stachelverletzten Helden unserer Küche, die kühnen Entdecker des carciofo zu ehren, der soviel Sturheit bis heute mit seinen drei Geschmäckern belohnt: der feinen Bitternis des Blätterfleisches, der nussigen Schmelze des Bodens und dem herben Zucker des Stiels. Drei Geschmäcker, eine Distel: was will man mehr?
Tschenett wünscht sich als Wein dazu, selbstgesprächig:
Es fiele einem aus der näheren Umgebung ein Quarto di Luna ein, und sofort ein Quarto di sole hintendrein, allein schon der Namen wegen, man ist an manchen Tagen, und in manchen Nächten noch mehr, ja sowas von altbacken romantisch und will kaum darauf verzichten, sich mit einem Viertel Mond und einem Viertel Sonne zu vergnügen, und bei, aber nicht hier und heute, Tschenett.
Manche Zeitgenossen trinken eben auch Namen.
Verbürgt ist ein krakeliges Notat auf einem kleinen Blatt Papier, dessen lilane Flecken auf den Genuß von Lagrein schließen lassen:

Nie. sang ich sie
bukower elegie
werd ich alt bald
sing ich bald kalt
bluetig wie nie
: bukower elegie


Kursive Zitate aus:
Der Tote im Fels. Roman. Grobes Foul. Roman. Herzsprung. Roman. Azzurro. Roman. Napule. Roman. Weißwein und Aspirin. Maier / Wermann / Lanthaler. Südtiroler Wein Lesen.


(Annotate. Dei cannoli. Del Tschenett. 23/10/08)









alalà ...  *
... è fatta

È fatta

*
»Quante divise in quel ballo, che luccichio di stivali! Che alamari, che saluti, che maestre eleganti, che ispettori, che ispettrici, che teste arrovesciate, che spie, che menti in aria, che nastrini, che giubbe, che sorrisi, che ordine, che mammelle, che rispetto per i potenti, che giornalisti, che navigatori, che trasmigratori, che volatori, che inni, che alalà!». (Una festa da ballo. V.B.,1944)


... und das hier erinnert dann doch ungemein an Napule (und das ist immerhin 72 monate her):
Το φάντασμα του Μπερλουσκόνι αρχίζει να πλανιέται και πάλι πάνω από την Ιταλία. (Ta Nea, 25/01/08)


(bild/wortraetsel, das hier. zu den arbeitskreisen: >akutezustaende<, >uebersetzen<, >napule< und >cesarini<. keine deutschsorge, loest sich schon noch auf, irgendwann, poeàpoe und wie von selbst. ecoballe, also. es sind dieser tage sehr suedliche tage, hier.)

(Annotat. Akutezustaende. Uebersetzen. Napule. Cesarini. 25/01/08)
(... moriremo tutti democristiani. scemi. scemocristiani.)





Delta






Piccolo menù del manovale
24/09/07

Bresaola della diga
Graukas

Malloreddus alla bottarga
Rindsgulasch, Fastenknödel

Baccalà alla genovese
Peperonata, Krautsolet

Qui manca il babà
perche non ci sta
Cannoli
La sommossa rossa


da sind zum einen die freunde und ihre rueckkunft aus tadschikistan.
da ist also auch der goldfish.
und da ist das menue des deltas. (ein andermal.) das ist das Δ.

da sind die cannoli (dem delta zur seit, via napule):
... nichts, was mehr Glück ins Haus bringen und Unglück abwehren würde als cannoli; und weil du ohne deine cannoli-Eisen nicht verreist und die drei, auf einen Seesack gerechnet, nichts wiegen, hast du dir deine cannoli-Rollen längst in Öl frittiert und es fehlen nur noch, zum vollständigen Glück, das dir Glück bringen soll, es fehlen nur noch: ricotta und kandierte Früchte ...

und da ist die erfindung eines rezeptes aus dem geiste seines namens:
la sommossa rossa
(rande / olio d'oliva / succo di limone /
ginger / himbeer / pfeffer / salz / puderzucker / mascarpone)

la sommossa rossa.
aus der abteilung: recherche und arbeit zu einem neuen roman. demnaechst mehr. aber schonmal den titel: ochsenschwanz. roman der kuechen.

(und da man schon seit jahren dransitzt kann man es auch noch abwarten mit der drucklegung, bis diese kochseuchenpest sich wieder vom monitor gemacht hat)

(Annotate. Dei cannoli. Del Tschenett. Das Δ des Deltas. 25/09/07)








Paar Zeilen notiert. Lesung. Trotzdem: das vorletzte Bier
in angenehmer Gesellschaft.
Reisenotizen

07.11. Frühstückskaffee vor Abreise. Dankenswerterweise erinnert man mich daran, daß tags zuvor ein Flugzeug abgestürzt und ein Schlafwagen ausgebrannt ist. Ich packe meine Tickets ein. Waren Touristen, sage ich, unsereins ist Geschäftsreisender. Ein Luxenburgflug und Touristen?, sagt die aufmerksame Ehefrau. Dafür nehme ich keinen Nachtzug, sage ich. Hoffentlich fängt der Kaffee bald an zu wirken.
Taxi im Weddinger Stau. Meinerseel, über die Mühen der Lesereisen wurden schon zehnhochzehn Lamentis geschrieben, Farbporträts verblaßter Buchhändlerinnen, Publikumsbeschimpfungen und Martyriumsgeschichten aus den Frühstücksräumen der Nation inclusive. Man hat, als Schriftsteller auf Verkaufsreise, Zeit genug, um sich zu bemitleiden. Warum also nicht noch so ein Lamento, bei dem Zeilenhonorar! (Besonders begabte Kollegen fabrizieren aus solchen Notaten gar ganze Bücher, höre ich. Tss.)
Flug überraschenderweise pünktlich (was einen, gleich zu Beginn der Reise, doch leicht verunsichert), dankenswerterweise fährt die S-Bahn dann auf 30 Minuten Fahrzeit 20 Minuten Verspätung heraus und Deutschland ist wieder im Lot.
Eurocity. Berge und Schnee kommen näher. Haltestellen wie Golling-Abtenau oder Mallnitz-Obervellach, die große, weite Welt eben, wenn man Richtung Kärnten fährt.
Kurze Vorbereitungsversuche, verhuschtes Blättern im Roman, dann: egal, entscheidest du vor Ort; und so wird aus Konzentrationsschwierigkeit der Wille zum Spontanauftritt. Erst einmal in Schwung kommen. (Und pfleglicher Umgang mit den Stimmbändern.)
Sie werden dich nach Haider fragen. Tun sie gern, die Österreicher, muß an ihrer Staatsform des Angewandten Masochismus’ liegen. Was sagen dazu? Daß sich in meinem Roman unser aller Ministerpräsident nur Signor B. schreibt, einzig ein altes Marktweib das Wort Berlusconi auszusprechen sich wagt, das alles nichts als das Resultat von scaramanzia und Aberglauben …? Und also sich daran anknüpfen ließe die Empfehlung ans p.t. Kärnter Publikum, nur mehr von einem Herrn H., ersatzweise von Herrn Haha zu sprechen? Und dieser andere Herr da, der mit dem Fliegerl, wär dann der Schüschü. Lacher garantiert, wetten? Der Schreiberling als reisender Schmerzmittelverteiler.
Also Schluß mit Arbeit, Zeitungsstöbern, Zugfraß, vorüberziehende Gegend, Rückenschmerzen. Eigentlich könnte man sich ein paar nölige Notate zur Veranstaltung in vier Stunden jetzt schon notieren, vorsichtshalber im Vorgriff, wer weiß, ob man im nächtlichen Hotelzimmer dazu noch in Lust und Laune ist. Dann siegt doch das Ethos. Und eine gewisse Schreibfaulheit. Die Sportseiten von La Repubblica. Das Dauerchaos in der italienischen Fußball-Liga.
Bis man sich auf Seite elf vorgearbeitet hat, quer durch den täglichen Nachrichtenmüll, immer in der Hoffnung, ein Zweizeiler entzünde eine Kurzgeschichte, bis einem diese vermaledeite Seite elf unversehens Arbeit ins Haus bringt: In Firenze wollen sich die No Globals treffen (150.000 sind angekündigt; doppelt so viele sollen es dann geworden sein, friedlich bis ins Absurde hinein), Grund genug für eine Journalistin namens Oriana Fallaci, in einem offenen Brief im gestrigen Corriere della Sera die Leute schon mal vorab und quer durchs Gemüse als „Terroristen“ zu titulieren, sie mit den 1922 in die Stadt einmarschierenden Faschisten und, weil sie schon einmal dabei ist, den 1944 in den Stadt wütenden Nazis gleichzusetzen, und also empfiehlt sie „ihren“ Fiorentinern, die Läden dichtzumachen zum Zeichen von „Trauer und Empörung“. Könnte einem ja alles egal sein, vergorener Schwachsinn und nichts als vertrockneter Altjournalistinnenhaß.
Wenn da nicht Sera wäre, die junge Neapoletanerin, deren Mutter sie mit Serena auf heiter taufte, was die junge Dame, sobald sie fünfzehn geworden und in ihre zu großen Militärstiefel gestiegen war, zu abendlich-düsterem Sera verkürzt hatte.
Sera hat heute abend aufzutreten, in einer Lesung. Kapitel 11 und 12. Sera gehört zu diesen jungen No Globals. Sera kann, wenn sie will, ganz schön böse werden. Im Grunde aber ist sie ein Mensch, der den Namen, den ihr die Mutter gegeben hat, niemals wird ablegen können.
Habe den Verdacht, ich werde ihr heute nacht noch einen Brief schreiben müssen, um mich für Frau Fallaci zu entschuldigen. (Bin zwar keine in irgendeinem New Yorker Appartement verbarrikadierte Journalistin, aber bei Sera wird das so klingen: „Was schreibt ihr Alten da für einen Scheiß, ha? Me lo spieghi?“)
Rufe einen befreundeten Journalisten an, der gerade auf dem Weg nach Firenze ist. Versuche, irgendwie an den Fallaci-Text zu kommen. Notizen, Telefonate.
Am Bahnhof holt mich die Veranstalterin ab, fürsorglich wie immer, man könnte ja verloren gehen in Karnischen Weiten; versorge mich am Kiosk noch mit Zigaretten und entdecke den Corriere della Sera, sie warnt mich, die italienischen Zeitungen seien hier immer von gestern. Kann mein Glück kaum fassen. Zumal vor der Lesung Zeit genug für Eincheck und Weißwein und Fallaci-Text bleibt.
Dann Auftritt. Dann Umzug ins Restaurant. Glücklicherweise liegt Kärnten nahe genug an Balkan und Italien, als daß man übers Essen nicht weiter klagen kann. Und ab ins Hotel. Es wartet Arbeit.


08.11. Wieso diese Züge immer so wackeln müssen, daß man sich handschriftlich nur krakelige Notizen hinschmieren kann? Oder war die Nacht zu kurz? Der morgendliche Kaffee auf jeden Fall keiner. Schon geht mir die heimische Mocca-Maschine ab. („Schwarz wie die Nacht, süß wie die Liebe, heiß wie die Hölle hat er zu sein“, Michail Bakunin nach einem Italienaufenthalt 1864-67. „E me lo devo fare io stesso, con le mie mani. Und ich muß ihn mir selbst machen, mit meinen eigenen Händen”, Eduardo De Filippo.)
Die caffè-Losigkeit tut wohl am meisten weh auf diesen Dienstreisen. So gesehen ein Glück, daß auch noch drei Lesungen in Italien auf dem Plan stehen.



Cara Sera,
lange her, daß ich nichts mehr von mir hören habe lassen. Aber ich habe dich gewarnt. Erst Verlag und Lektorat und Pipapo, dann Lesereise, dann Buchmesse, und jetzt wieder diese Lesereise: man kommt zu nichts und lebt dieses eigenartig halbwahre Leben von Tag zu Tag, gebauchpinselt manchmal, so lange, bis es vorbei ist und man sich wieder mit den eigentlichen Dingen befassen kann.
Ich habe es dir gesagt: am liebsten ginge es mir wie dir, viel also mit einem Buch zu tun haben, mit ihm aber nicht quer durch die Lande fahren zu müssen. Wobei, eigentlich gesehen, du ja auch mitfährst. Also kennst du’s ja. Und zweitens: natürlich ist eine solche Lesereise auch vernünftig. Und schon, ich seh’s, lächelst du und schüttelst den Kopf und sagst: Seit wann muß man vernünftig sein, he? Das besprechen wir, wenn ich wieder einmal in Napoli bin. Sorg du inzwischen dafür, daß sie dort mit dieser modischen Unsitte aufhören, mir einen Löffel mit schaumig geschlagener Nutella in den Caffè zu stellen. Ich habe keine Lust, weiter dazu gezwungen zu werden, jedes mal wieder einen caffè normale zu bestellen wegen dieser Scheiß-Starbuck-Manie, die längst schon die alteingesessenen Cafès erreicht hat.
Du wirst es erfahren haben, weit vor mir, und vielleicht bist du zur Zeit sogar in Firenze: ich meine natürlich den Brief, den die Fallaci an die Fiorentiner geschrieben hat. Ist letzte Nacht noch eine lange Lektüre geworden, tormentosa, quälend, wenn du willst, ungläubig streckenweise, natürlich: man glaubt ja, nach all den Jahren, immer noch irgendwie in die Vernunft des Menschen, an einen Rest, wenigstens. (Auch wenn die Nutella im Caffè deutlich dagegen spricht.)
Du bist, anders als ich, troppo serena, zu heiter, liebe Sera, und deine Abende zu bunt, um dich über das Geschreibsel der Signora F. zu ärgern: ich kann dein mitleidiges Lächeln sehen.
Und trotzdem, und weil es sogar schon Leute gegeben hat, die Signora F. eine Schriftstellerin genannt haben (mein Gott, manchmal scheint es mir, wir haben in Italien nur mehr Schriftsteller, die Journalisten, Professoren, Politiker, Bonzen, Lakaien oder Fernsehansager gewesen sind in ihrem freudlosen Leben, bevor sie sich auf die Kandelaber der Altäre schwangen), alles Quatsch natürlich, trotzdem: habe ich mich bei dir zu entschuldigen. Für die schreibende Zunft. Im weitesten Sinne.
So sehr muß man dann doch seine Figuren, die sich Zeit genommen haben für einen, in Schutz nehmen vor billiger Verleumdung. Und du siehst, Sera, daß dein seit Jahren anverlobter Stiefvater, Ciro ’o prufessore, eben manchmal doch Recht hat mit seinen neapoletanischen Sprichwörtern: Accide cchiù ’a lengua ca ’a spata, die Zunge ist tödlicher als das Schwert. (Ansonsten: triez ihn weiter. Er braucht das.)
In zwei Wochen oder vier Wochen sehen wir uns, wie immer in der Kneipe in der Via Cisterna dell’olio, bestell schon mal Vodka und Bier, geht auf mich. Und grüße mir Angela, deine Mutter, und Ciro ’o prufessore, ihren Verlobten, und grüße mir vor allem auch Zia Teresa, deine wundervolle Großtante, die sicher immer noch in ihrer abgedunkelten Wohnung sitzt, zigarettenrauchend, und mehr von der Welt da draußen weiß als irgendwelche Damen in ihren Lofts, und die vor allem immer noch nicht bereit ist, die Welt da draußen zu hassen.
Von dir, liebe Sera, weiß ich: du wirst alt werden, irgendwann, aber nie häßlich.
Bacioni, K.


09.11. Spät geworden, heute Nacht. Neapolitanischer Auftritt mit zwei Musikern, Programm deswegen entsprechend länger, Stimmung beinahe überbordend (hier, jenseits der Alpen, einen Kontinent von Napule entfernt), anschließend direkt vor Ort cozze und eigens georderter Primitivo, Freunde dazu, also alles Bestens. Wenn es nicht schon wieder weitergehen würde: rein in den nächsten Zug. An der italienischen Staatsgrenze, ein Glück, daß die immer noch von Wechsel- auf Gleichstrom (oder andersherum) wechseln müssen, Zeit für einen caffè auf Binario 6. Zeitungen. Auf der Weiterfahrt eingeschlafen. Gestern zwei Interviews, heute wieder eines: man hat längst schon vergessen, was man zu sagen hatte. Also festhalten an Ritualen und Formeln. Und darauf hoffen, daß dann doch der eine oder andere Satz gelingt.


14.11. Lesung vorgestern, Lesung gestern, Lesung heute. Dazwischen Züge und Cafès und Hotels. Je genauer man seinen eigenen Text lesend kennenlernt, um so ferner wird er einem. Und dann trifft man, am Rande und ohne daß sie es ahnen, auf Personen, die man wiedersehen möchte: möglicherweise in einem Text. Zwei Tage gut gegessen, jetzt ist es wieder aus damit.


15.11. Deutschland, wieder. Amtlich grau. Treffe Bekanntschaft aus Theaterkantine. Waren Zeiten. Lesen, Signieren, Spätfraß. Dafür heute kein Hotel, sondern alte Freunde. Spät.


16.11. Flug und Zug. La Repubblica. Es hört nicht auf. Sie haben zwanzig süditalienische zwanzig No Globals in einer Nacht- und Nebelaktion verhaftet, quer durch die Städte, quer durch die Gruppen, und in ein Hochsicherheitsgefängnis verbracht; man wirft ihnen vor: Bildung einer Vereinigung zur politischen Verschwörung um - die Regierungsgeschäfte zu stören, - subversive Propaganda auszuüben, - gewaltsam die Wirtschaftsordnung zu stören, - die Verfassungsorgane zu gefährden, - zur Mißachtung öffentlichen Ruhe aufzurufen, - undsoweiter. Ein Großteil der Gesetze stammen aus der Faschistenzeit. Und die Zeitung schreibt: „359 Seiten Anklageschrift, kein einziger Beweis“. Ankunft. Eincheck. Telefonate: mal sehen, ob eine italienische Zeitung an dem Briefwechsel mit Sera interessiert ist. Paar Zeilen notiert. Lesung.


17.11. Die Lesung hat sich als eine Veranstaltung mit 3200 Häppchen, 120 Flaschen Wein und sonstnochwas herausgestellt. Dafür funktioneren die Mikros nicht. Trotzdem: das vorletzte Bier in angenehmer Gesellschaft. Jetzt Zug retour nach Berlin. Schlaf. Seltsam freundlichfröhlicher Taxifahrer.

November 2002










cannolo

Cannolo

Cannolo

Cannoli

cannolo

Cannoli